Die Nacht über hatten wir einige starke Fallböen, die unser Boot an der Boje hin- und her zerrten. Wir sind jedoch sehr gut vertäut, so daß alles gut hielt. Ein Norwegisches Paar hatte da weniger Glück. Der Anker ihrer Segelyacht riss sich gegen 4 Uhr los. Die Yacht trieb zwischen den anderen hindurch und die beiden mussten unter erschwerten Bedingungen den Anker neu ausbringen.
Leider hatte heute Morgen auch unser Brötchendienst nicht wie erwartet funktioniert. So gab es heute Morgen Müsli für die ganze Mannschaft. Eine halbe Stunde später als abgemacht, aber immer noch im Rahmen, wurden wir für den Landgang in einem kleinen Holzboot abgeholt. Der erste bedenkliche Eindruck täuschte. Wir wurden alle acht trockenen Fußes übergesetzt. Am Kai erwartete uns schon ein Mitarbeiter von Cobra. Robert, ein Einheimischer, der Dominica sehr gut kennt und einiges zur Geschichte der Insel erzählen kann. In einem Kleinbus, in dem wir acht Personen aber gut Platz haben, verlassen wir Portsmouth in Richtung Inland. Sofort fällt einem sofort die üppige Vegetation auf. An den Straßenrändern findet man Zitronengras, dessen süßlichen Duft man schon im Vorbeifahren in der Nase spüren kann. Robert hält an und pflückt einige Gräser, zereibt sie in den Händen und gibt sie uns um daran zu riechen. Der Duft ist sehr angenehm und nicht so penetrant, wie er bei uns in künstlichen Aromen der Raumparfüms zu finden ist.
Die Straßen werden immer abenteuerlicher, die Fahrweise von Robert ebenso. Etwas ungewohnt für unser Empfinden ist auch der Linksverkehr. Aber wir vertrauen hier ganz auf Roberts Fahrkünste. Nach einer Stunde hält Robert seinen Kleinbus an einem Obststand an. Ein quirliger Einheimischer ist noch mit einer anderen Gruppe beschäftigt. Wir können verschiedene Obstsorten probieren, die hier auf der Insel wachsen. In einer hölzernen Presse spannt er ein Zuckerrohr ein und dreht es durch zwei Holzwalzen mit Muskelkraft durch die Maschine. In einem dünnen Rinsal läuft der Zuckersaft in eine aufgestelle Glaskaraffe. Mit Neugier versuchen wir alle das eigenartige Getränk und sind überrascht wie gut der Rohrzuckersaft schmeckt. Weniger süß als wir erwartet haben. Nachdem wir einiges an Obst und Kokosnüssen probiert hatten ging es dann weiter, natürlich nicht ohne das erwartete Trinkgeld zu hinterlassen (haben wir natürlich gerne gemacht).
Nach einiger Zeit erreichten wir Spanny’s Waterfall. Bevor wir den Wasserfall zu Gesicht bekamen, ging es durch einen schönen Mangrovenwald. Am Wegesrand gedeihen wunderschöne, farbenprächtige Pflanzen, die beeindruckende Blüten hervorbringen. Nach ca. 15 Minuten Fußmarsch erreichen wir den ca. 20 Meter hohen Wasserfall. Eine Gruppe mit Amerikanern hatte ihn schon fest in Beschlag, machten sich aber zum Glück schon nach wenigen Minuten auf den Rückweg. So konnten wir den schönen Fleck Natur für uns genießen. Einige von uns trauten sich auch unter den prasselnden Wasserfall. Zurück an unserem Bus wartete schon Robert geduldig auf uns. Weiter ging es durch Bananenplantagen und kleineren Dörfern, in denen viele Häuser nur aus Wellblech bestanden vor denen es sich die Einwohner gemütlich gemacht hatten. Da kam man sich in unseren Tourbus schon erwas seltsam vor. Schön war es daher, das Robert auch öfters anhielt und wir uns umschauen konnten. So trafen wir auch auf eine Familie, die die traditionellen Holzboote baut. Sie waren gerade mit einem neuen Boot zu gange und erzählten uns, daß sie dieses aus einem einzigen Baum bauen, für den sie eine Woche im Wald verbringen, um diesen zu schlagen und vorzubereiten. Am Boot selbst bauen sie dann ca. sieben Wochen, um es dann für ca. 13.000€ zu verkaufen. Das Boot ist so seetüchtig, dass es sogar für Fahrten zwischen den Inseln genutzt wird.
Beeindruckt von dem was wir heute gesehen hatten, ging es dann in gewohnter, rassanter Fahrt zurück nach Portsmouth. Vorbei an einen Plätzen, an denen „Der Fluch der Karibik 2“ gedreht wurde. So sahen wie den Strand an dem die Pearl an Land setze (Bild 10), sowie den Pfad im Wald, über den Jonny Depp in halsbrecherischer Fahrt, mit dem hölzernen Wasserrad den Hang hinunter raste (Piraten auf Dominica). Wir bedankten uns bei Robert, der uns einen wirklich interessanten Tag, mit vielen tollen Eindrücken ermöglicht hat. Sein Kollege wartete schon am Kai auf uns und brachte alle wieder trocken zu unserem Katamaran zurück.
Am Abend gab es noch eine frische Dorade zum Abendessen, die wir noch vor dem Übersetzen gekauft hatten.
Morgen geht es wieder in Richtung Norden nach Guadeloupe, von wo aus wir in den nächsten Tagen die nördlichen Inseln erkunden wollen.